Weihnachtsgeschichte

25.12.2008 10:02
avatar  Loona
#1 Weihnachtsgeschichte
Lo
Kleeblatt Profi

Hallo habe gestern in der Zeitung in unserer Region eine schöne Weihnachtsgeschichte gelesen, möchte sie Euch nicht vorenthalten....

Vorab möchte ich sagen:

Einsam am Heiligen Abend, wie viele kennen das nicht?
Vor Weihnachten nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und begab mich ein wenig unter die Leute in der aus allen Nähten platzenden Stadt, um die letzten Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Um meine Angst vor den Menschenmassen und der Enge Luft zu verschaffen sah ich mir die Menschen teilweise genau an. Manchen stand die Vorfreude auf das Fest im Gesicht, manchen der Weihnachtsstress, anderen der Ärger und manchen ein wenig Traurigkeit.
Ich finde Weihnachten doof. Das schon immer.Wie bescheuert muss man sein, nur weil Weihnachten ist, sich diesen Stress hier zu geben? Und tat es ja genauso. Ja, das ging mir durch den Kopf.Warum? Wegen der Kinder. Ja. Nur deshalb. Die finden Weihnachten klasse. Will ihnen das ja nicht verderben.
Aber an Weihnachten sammelt sich die Familie, sie soll friedlich miteinander das Miteinander feiern.Bei manchen Familien ist das auch so. Ich hasse Weihnachten, schoß es mir wieder durch den Kopf als ich an meine letzten Weihnachten dachte.Und als ich die vielen Menschen sah, fragte ich mich wie viele von denen an Weihnachten auch alleine sind? Bestimmt eine ganze Menge Menschen.Dann fühlte ich mich schlecht, weil ich vergessen hatte das es anderen ja genauso gehen könnte. Und das die es genauso schwer haben.
Gönnt Euch was Gutes, ein lecker Tee, ein schönes warmes Bad...Kerzen anzünden... Musik,wenn das weihnachtliche zu schwer macht,dann rockt doch zB das Haus??!! das macht Laune...oder schaut fern...geht spazieren...joggen... die Liste ist unendlich.
Kurz gesagt, versinkt nicht in der Einsamkeit, tut was dagegen.Macht es Euch ein wenig schön...
So nun das Geschichtlein:

Einsam am Heiligen Abend



von Herman Bang


Jedesmal wenn Weihnachten kommt, muß ich an Herrn Sörensen denken. Er war der erste Mensch in meinem Leben, der ein einsames Weihnachtsfest feierte, und das habe ich nie vergessen können.

Herr Sörensen war mein Lehrer in der ersten Klasse. Er war gut, im Winter bröselte er sein ganzes Frühstücksbrot für die hungrigen Spatzen vor dem Fenster zusammen. Und wenn im Sommer die Schwalben ihre Nester unter den Dachvorsprung klebten, zeigte er uns die Vögel, wie sie mit hellen Schreien hin und herflogen. Aber seine Augen blieben immer betrübt.

Im Städtche sagten sie, Herr Sörensen sei ein wohlhabender Mann. "Nicht wahr, Herr Sörensen hat Geld?"fragte ich einmal meine Mutter. " Ja, man sagt es."-"Ja... ich hab ihn einmal weinen sehn, in der Pause, als ich mein Butterbrot holen wollte...". "Herr Sörensen ist vielleicht so betrübt, weil er so allein ist", sagte meine Mutter. " Hat er denn keine Geschwister?" fragte ich. "Nein-er ist ganz allein auf der Welt..."

Als dann Weihnachten war, sandte mich meine Mutter mit Weihnachtsbäckereien zu Herrn Sörensen. Wie gut ich mich daran erinnere. Unser Stubenmädchen ging mit, und wir trugen ein großes Paket, mit rosa Band gebunden, wie die Mutter stets ihre ganzen Weihnachtspäckchen schmückte.

Die Treppe von Herrn Sörensen war schneeweiß gefegt. Ich getraute mcih kaum einzutreten, so rein war der weiße Boden. Das Stubenmädchen überbrachte die Grüße der Mutter.Ich sah mich um. Ein schmaler hoher Spiegel war da, und rings um ihn, in schmalen Rahmen, lauter schwarzgeschnittene Profile, wie ich sie nie vorher gesehen hatte.

Herr Sörensen zog mich ins Zimmer hinein und fragte mich, ob ich mich auf Weihnachten freue. Ich nickte. "Und wo wird Ihr Weihnachtsbaum stehen, Herr Sörensen? " " Ich? Ich habe keinen,ich bleibe zu Hause. "

Und da schlug mir etwas aufs Herz beim Gedanken an Weihnachten in diesem " Zuhause", in dieser Stube mit den schwarzen kleinen Bildern, den schweigenden Büchern und dem alten Sofa, auf dem nie ein Mensch saß- ich fühlte das Trostlose, das Verlassene in dieser einsamen Stube, und ich schlug den Arm vors Gesicht und weinte.

Herr Sörensen zog mich auf seine Knie und drückte sein Gesicht an meines. Er sagte leise:"Du bist ein guter kleiner Bub." Und ich drückte mich noch fester an ihn und weinte herzzerbrechend.

Als wir heimkamen, erzählte das Stubenmädchen meiner Mutter, ich hätte"gebrüllt".

Aber ich schüttelte den Kopf und sagte:"Nein, ich habe nicht gebrüllt. Ich habe geweint. Und weißt du, ich habedeshalb geweint, weil niemand zu Herrn Sörensen kommt.Nicht einmal am Heiligen Abend..."

Später, als wir in einer andere Stadt zogen, verschwandt Herr Sörensen aus meinem Leben. Ich hörte nie mehr etwas von ihm. Aber an jenem Tag, als ich seiner Schulter weinte, fühlte ich, ohne es zu verstehen, zum ersten Male,daß es Menschen gibt, die einsam sind. Und das es besonders schwer ist, allen und einsam zu sein an Weihnachten.

.................................................................................................................. I cannot make you understand. I cannot make anyone understand what is happening inside me. I cannot even explain it to myself. *Franz Kafka *

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25.12.2008 12:36
avatar  Meika25
#2 RE: Weihnachtsgeschichte
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Moderator

Hallo Loona!

Es ist eine schöne aber auch nachdenkliche Weihnachtsgeschichte. Sie drückt sehr viel wahres aus.
Ja, diese Einsammkeit kennen viele. Ich hasse auch genau wie du die Weihnachtszeit. Genau wie du raffe ich mich nur wegen den Kindern auf und versuche es wegen den Kindern auch zu lachen und glücklich zu erscheinen. Nicht immer gelingt es mir.
Nach aussenhin bin ich fröhlich doch tief innen liegt die Traurigkeit.

Danke das du all denen die allein sind Mut gegeben hast.

Liebe Grüsse an alle

Andrea


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wer nicht kämpft hat verloren, wer kämpft kann gewinnen
Das Leben beginnt, wenn man den richtigen Partner fürs Leben gefunden hat.

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