Emotion und Gedächtnis

05.09.2007 13:23 (zuletzt bearbeitet: 19.01.2010 22:22)
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Emotion und Gedächtnis



Der Prozess, in dem das menschliche Gehirn durch Lernprozesse die Art und Weise beeinflusst, in der bestimmte Reize eine Emotion hervorrufen, wird als „emotionales Gedächtnis“ bezeichnet. Um nachzuvollziehen, welche Hirnareale und neuronalen Mechanismen an der Verarbeitung und Abspeicherung solcher emotionaler Gedächtnisinhalte beteiligt sind, wurde die klassische Furchtkonditionierung in Zusammenhang mit Läsionsstudien angewandt. Bei der Furchtkonditionierung (die meist an Ratten durchgeführt wird) wird ein neutraler Stimulus (z.B. ein Ton) mit einem aversiven Stimulus (z.B. einem Elektroschock) gepaart, was dazu führt, dass die Ratten anschließend eine Furchtreaktion auf den neutralen Stimulus zeigen. Dies kann bereits nach einer einzigen Paarung der Stimuli der Fall sein. Durch selektive Läsionen an Ratten konnte ferner festegestellt werden, welche Gehirnareale für die Ausbildung solcher Furchtreaktionen notwendig sind (s. u.).

Neuronale Grundlagen der Furchtkonditionierung



Es besteht die Annahme, dass der Schock die Art beeinflusst, wie Neurone in spezifischen Regionen des Gehirns auf den vorher neutralen Stimulus reagieren. Aus Ergebnissen aus verschiedenen Läsionsstudien mit Ratten konnten LeDoux et al ableiten, dass das sensorische Signale nicht vom Kortex verarbeitet werden müss, damit eine Konditionierung möglich ist. Es wurde vielmehr festgestellt, dass die relevante Struktur die Amygdala ist, die sowohl direkte Verbindungen zum Thalamus wie zum Hirnstamm aufweist. Das bedeutet, dass sie auf dem Weg zwischen den sensorischen Eingängen (Thalamus) und dem System, von dem aus unter anderem Augenbewegung, Atmung, Herzschlag und Muskelkontraktionen geregelt werden (Hirnstamm), liegt. Durch diese zentrale Postion kann die Amygdala eine wichtige Rolle bei der Ausbildung von emotionalen Reaktionen spielen. Wichtige Regionen innerhalb der Amygdala sind der zentrale Nucleus, der sowohl mit dem Hirnstamm als auch mit dem Hippokampus verbunden ist. Der Hippokampus ist eine wichtige Struktur für die Gedächtniskonsolidierung und die Verarbeitung komplexer Stimuli. Die Annahme ist nun, dass durch diese Verbindung Gedächtnisinhalte und der Kontext eines Stimulus emotionale Valenz bekommen. Zwischen dem Thalamus und dem zentralen Nucleus liegt weiterhin der laterale Nucleus, der so eine Schnittstelle bei der Furchtkonditionierung darstellt.

Es bestehen auch Verbindungen vom Cortex zur Amygdala. So wird angenommen, dass emotionales Lernen zum einen auf dem subkortikalen Weg (vom Thalamus direkt zur Amygdala) und zum anderen auf dem kortikalen Weg (vom Thalamus über den Cortex zur Amygdala) stattfinden kann. Der subkortikale Weg geht schneller, beinhaltet jedoch keine weitere Verarbeitung des Stimulus (da bewegt sich etwas – ich fürchte mich). Der kortikale Weg verarbeitet den Stimulus besser (was sich da bewegt ist eine Schlange – die kann mich beißen – ich entferne mich besser), erfordert allerdings längere Beschäftigung mit ihm, was in einigen Situationen lebensbedrohend wäre.

Molekulare Mechanismen Der Fund von Glutamat (einem Neurotransmitter, der an NMDA-Rezeptoren koppelt) in Thalamus und lateralem Nucleus lässt darauf schließen, dass Furchtkonditionierung durch Langzeitpotenzierung ermöglicht wird. Entstehung von pathologischer Angst Pathologische Angstreaktionen können durch abnorme Aktivitäten in limbischen Strukturen, vor allem in Amygdala und Hippokampus ausgelöst werden. Nach neurophysiologischem Verständnis Folge einer Fehleinschätzung an sich „neutraler Nachrichten“ aus dem Körperinnern bzw. an sich harmloser äußerer Bedrohungssituationen


Entstehung von pathologischer Angst – Störungskonzeptionen



Schemata (beeinflussen Informationsverarbeitung, formen Interpretationsmuster und das Verhalten)
Fehleinschätzungen (spezifische Stimuli werden für gefährlicher gehalten, als sie sind)
Teufelskreise (unrealistisches Aufschaukeln der Angst)
Sicherheitsverhalten (Vermeidungsstrategien)
‏Traumatisierung (geringe Konflikttoleranz)

Unterschieden wird zwischen individuellen und kollektiven Traumata, jedoch sind allen Gefühle von intensiver Angst, Schrecken oder Hilflosigkeit gemeinsam. Faktoren, die Traumata begünstigen können, sind weibliches Geschlecht, jüngeres Alter, unterdurchschnittliche Intelligenz, aber auch Missbrauch in der Kindheit und psychische Störungen in eigener Biografie und Familienanamnese.

Beispiel: Posttraumatische Belastungsstörung



Merkmale der PTSD (Post-traumatic Stress Disorder):
Flashbacks
Symptome des Wiedererlebens
Angstträume
Stumpfheit, Teilnahmslosigkeit
aktive Vermeidung von Situationen, die an Trauma erinnern könnten
Hyperarousal, Zustand vegetativer Übererregung: Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten

Die PTSD ist mit hohem psychiatrischem Co-Morbiditätsrisiko verbunden. So ist das Risiko an somatoformen Störungen zu erkranken oder Substanzen wie Alkohol, Opiate oder Barbiturate zu missbrauchen, bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung sehr stark ausgeprägt.


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Wer die Wahrheit finden will, muss einmal in seinem Leben das Gebäude seiner Wirklichkeit vollständig neu errichten.

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